Die Kernfrage in all dem Aufruhr um die Thesen Herrn Sarrazins stellt Don Alphonso. Auch wenn er sich auf die Intelligenz beschränkt, die Kultur vernachlässigt und das Ganze am Ende in besserwisserisches Gespött abgleitet.
Warum Kluge so dumm sind, ihre „Genteilungs“kompetenz nach dem Sarassizinismus auslaufen zu lassen, oder sie nicht als Waffe gezielt für ihre Sache einzusetzen. Ich weiss, warum ich das tue – ich will mein Geld selbst durchbringen, ich habe keine Lust auf Verantwortung und mag vor allem keine Kinder, die am Ende vielleicht mal Finanzsenator in Berlin werden, und ich bin dann mit schuld – aber die anderen müssten, wenn sie die Gefahrenpopoanze ernst nehmen, eigentlich sofort Pillen absetzen und Kondome wegwerfen, und in die Reduplikationsschlacht ziehen.
Kaum jemand hat jemals bestritten, dass es für Deutschland wesentlich günstiger wäre, die ausscheidenden Generationen nicht durch schlecht ausgebildete Nachkommen anderer Länder via Einwanderung zu ersetzen, sondern durch eigenen Nachwuchs. Denn dieser braucht nicht integriert zu werden, da er in der eigenen Kultur aufwächst.
Vor diesem Hintergrund wäre wohl ein Schritt zurück in der öffentlichen und auch privaten Diskussion angezeigt. Denn viele die jetzt Sarrazin zustimmen, sehen in einer kulturerhaltend ausreichenden Zahl eigener Kinder eine Bedrohung bezüglich ihrer Freizügigkeit, ihrer Selbstbestimmtheit und ihres Karrierestrebens. Verantwortungslosigkeit moderner Eliten hat es Christoph Lasch einmal genannt. Die Verantwortungslosigkeit reicht in Deutschland bis tief in eine offensichtlich verunsicherte Mittelklasse.
Die Vermehrung einer mehrheitlich muslimischen Unterschicht in Deutschland sollte deshalb immer im Zusammenhang mit der geringen Generativität und Bevölkerungsabnahme der Deutschen betrachtet werden. Dass deutsche Eliten und die deutsche Mittelklasse ihre Kultur und damit sich selbst durch andere Kulturen ersetzen, scheint inzwischen viele ernsthaft zu bekümmern. Eine daraus abgeleitete realistische Sicht auf eigenes Verhalten und eigene Verantwortungslosigkeit steht noch am Anfang.
Bisher habe ich das mit Sarrazin ziemlich unbetroffen gesehen. Allerdings kommen aufgrund des Sarrazins Buches immer mehr Betroffene zu Wort, z.B. Polizisten, die sich nicht mehr ohne eine Hundertschaft in gewisse Berliner Stadtteile trauen. Was hat unsere Merkel dazu zu sagen: Diese Berliner Stadtteile sind lebendige Stadtteile. Das zeigt mir doch, diese Frau ist absolut unfähig die Probleme der Betroffenen zu begreifen. Die Politik der CDU hat sich vom Volk entfernt. Die CDU ist keine Volkspartei mehr.
Oder hat sich das Volk verändert?
In seiner Einlassung argumentiert Don Alphonso gegen die Fortpflanzung mit der Unbequemlichkeit der Kinderaufzucht – dieses Motiv könnte man als blanken Egoismus ansehen, wenn man unterstellte, dass er damit konzediert, Kinder seien im Prinzip durchaus wünschenswert, nur eben lästig – was ich aber nicht beurteilen kann.
Ich will ihnen ein anderes Argument gegen die Fortpflanzung nennen, das diese mögliche Schwäche nicht zeigt. Sie mögen es allerdings nihilistisch nennen, unethisch jedoch ist es dabei gewiss nicht. Wer andere auf die Welt bringt, tut ihnen manchmal einen Tort an, wer niemanden auf die Welt bringt, tut keinem einen Tort an. Ganz unchristlich-abendländisch mit Sophokles gesagt: „Nicht geboren zu sein, das geht über alles.“
Der Wunsch, sich selbst fortzupflanzen, dürfte wesentlich dem blinden, sinn- und rücksichtslosen Walten der uns eingepflanzten Biologie geschuldet sein, die uns natürlich passende Anreize dahin bietet, denn ohne Speck fängt die Natur auch keine Mäuse. Wo der Fortpflanzungswunsch darüber hinausgeht, zeigt er eine Voreingenommenheit für das Eigene an (Nachkommen, Gemeinschaft, Staat, Kultur, …), die sich erst einmal rechtfertigen müsste und, wie ich glaube, es nicht kann. Ich gebe zu, es gibt Verhältnisse auf dieser Welt, die entschieden unangenehmer sind als die hiesigen. Das ist aber kein schlüssiger Grund dafür, den Fortbestand der eigenen Familie, Abstammungsgemeinschaft, Nation, Gruppe oder der Menschheit überhaupt zu befördern. Es muss keine Menschen geben.
Wenn ich mir den exzessiven Konsum gerade der Verdummungsmedien in weiten Kreisen vergegenwärtige, und wenn man dieses Faktum hiesiger Lebensweise zur Kultur mitzählen wollte, dann täte es mir nicht einmal um diese Kultur sehr leid. Das große Werk und das Geschenk des Okzidents an die Welt ist die Wissenschaft, wiedererwacht nach einem Jahrtausend christlichen Dämmers. Um die wäre es schade.
Mit freundlichen Grüén
Ausweiter
Zunächst zu Sophokles. Wem hat er dies denn in den Mund gelegt? Und warum unchristlich-abendländisch? Für mich war es immer faszinierend wie judo-christliche und altgriechische Traditionen sich ergänzt haben.
Weiterhin, Voreingenommenheit für das Eigene. Warum so negativ? Das klingt so nach irgendwie schlechter Gesinnung. Warum nicht einfach Bevorzugung des Eigenen?
Und zur Kultur. Die war immer nur Spitze einer Pyramide. Nun ja, der Moderne gelang es sie etwas auszuweiten. Aber das Darunter wird immer bleiben.
Das Wort stammt natürlich vom exilierten Oidipus in Kolonos, der im Elend lebt.
Sophokles steht in einer Kulturtradition, in der alles kritikabel ist und in der die Wissenschaft Eingang gefunden hat ins allgemeine Bewusstsein; den Athenern galt jemand, der nicht wusste, das – in heutiger Terminologie – die Wurzel aus 2 keine rationale Zahl ist, als ein ungebildeter Tropf. (Nebenbei: Wieviele wissen das heute hierzulande?) Und vergleichen Sie einmal Thukydides‘ Peloponesischen Krieg, in dem er sine ira et studio die Geschichte seiner Zeit darstellt und analysiert, nach den bewegenden Kräften sucht, dabei trefflich Gründe und Anlässe etwa für Kriege zu scheiden weiß, und demgegenüber eine der ach so naiven Geschichten der christlichen Legenda aurea: Der Heilige ist gut, Gott bezeugt es, indem er ihn wunderbar errettet und seinen bösen, verderbten, teuflischen Gegner jämmerlich im Klosett ertrinken lässt. Geschichten von Kindsköpfen für Kindsköpfe. Das christliche Mittelalter ist einfach nicht satisfaktionsfähig gegenüber der Antike! Und der Grund ist, dass sich eine Decke aus obligatorischen Glaubensüberzeugungen über alles legt, wonach nun nicht mehr unvoreingenommen untersucht und geurteilt werden kann, man muss ja immer demütig gegenüber dem „Ratschlag Gottes“ (und also seiner Stellvertreter auf Erden) bleiben.
Mir widerstrebt Voreingenommenheit gegen das Eigene, wohlgemerkt nicht die bewußte Entscheidung dafür nach reiflicher Abwägung. Es stört mich daran, dass man sich dabei nicht als rationales Wesen verhält, sondern sich, im Jargon unsrer Zeit gesagt, nicht mit dem Hirn, sondern nach dem Bauch entscheidet. Solche Urteile sind aber intellektuell-logisch nichtig. Wenn ich für A sein muss, weil ich zu A gehöre, verhalte ich mich doch genauso wie ein Stück Vieh, dem der Stallgeruch die Richtung seines Weges vorgibt. Für die anderen A-Angehörigen mag das ja beruhigend sein, dass auch der eine da mit der Herde muht, vielleicht sogar förderlich; aber der eine begibt sich dadurch meines Erachtens seiner Statur als Mensch.
Ein politisches Beispiel. Ich verfolge seit einiger Zeit den Nahostkonflikt etwas näher und konsultiere dazu die (englische) Internet-Presse Israels. (Was die der arabischen Länder anbetrifft – nun, reden wir besser nicht darüber! Man kann daraus vielleicht empirisch ablesen, wie die allgemeine Stimmung ist, oder die von den Regierungen erwünschte, aber durchargumentierte Begründungen findet man darin seltenst.) Da fiel mir nun etwa in der Jerusalem Post oder in YNet andauernd ein Muster auf, geradezu ein Topos: irgendein Jude kritisiert Israel, daraufhin bezeichnet man ihn reflexhaft als „selfhating Jew“, ein nach Bildung schon dummer Ausdruck: Gemeint ist einer, der (vorgeblich) Juden hasst, nach grammatischer Konstruktion würde das aber nur heißen: Einer Jude, der sich selbst hasst. Offenbar will man beides ineins setzen: Wer sein Volk/seine Religion/seine Nation kritisiert – denn allein darum handelt es sich meistens -, der ist so irre wie einer, der sich selbst hasst. Es soll kein Blatt Papier zwischen dem Einzelnen und seine Gruppe gehen. Offenbar ein ideologisches Konstrukt. Man fordert: Schließt die Reihen, keiner soll seinen eigenen Weg gehen.
Ich persönlich empfinde dagegen so: nur einer, der sich soweit abnabelt, dass er überhaupt das Eigene zu kritisieren erst einmal imstande ist, kann als reif gelten. Die stärkste Scheuklappe für das eigene Denken ist aber die Religion; weshalb wohl Marx sagt: „Die irreligiöse Kritik ist die Voraussetzung jeder anderen Kritik.“
Ein anderes Beispiel dazu aus der Antike. Über Cato gibt es den wunderschönen Satz: „Es gefiel den Göttern die siegreiche Sache, dem Cato aber die unterlegene.“ Da will also ein Frevler dem eigenen Urteil mehr trauen als dem, was seine Herren (hier die Götter) für Recht erkennen, was sich gehört, worin alle sich dreinschicken. Meinen Respekt, Herr Senator, vielleicht haben Sie sich ja gewaltig geirrt, aber Sie liefen zumindest nicht mit der Hammelherde.
Es grüßt
Ausweiter
[…] Wilhelm 6:23 am In der aktuellen Diskussion um Zuwanderung und Integration hatte ich bereits auf einen Widerspruch hingewiesen. Die relativ geringe Generativität der autochthonen deutschen Bevölkerung, die in […]
[…] von eigener Dummheit, Inkonsequenz und Heuchelei. Insofern ist Sarrazin nur ein Sprachrohr der ebenso Verantwortungslosen. Was hilft? Mehr Mut gegenüber Tatsachen, mehr Offenheit gegenüber ungewohnten Gedanken, mehr […]
[…] seit längerer Zeit versucht man in Deutschland das Phänomen der ungenügenden Generativität und der Bevölkerungsabnahme der Deutschen mit Immigration lösen. Nun kommt aber den Deutschen […]